Empathisch, entschlossen, proaktiv: Der ApK als politischer Kooperationspartner.
Das politische Engagement vom ApK Berlin basiert auf unserem erweiterten Selbstverständnis. Wir setzen uns für eine ganzheitliche und systemische Sichtweise gegenüber den Krisen von Betroffenen ein. Angehörigenarbeit ist eine enorm wichtige Ressource und hat direkten Einfluss auf Betroffene, auf beteiligte Institutionen und das Versorgungssystem als Ganzes. Wir sind stimmberechtigt im Berliner Landesbeirat für psychische Gesundheit und verstehen uns darin als empathischen, entschlossenen und proaktiven Kooperationspartner, der Angehörigeninteressen vertritt.
Der ApK engagiert sich politisch für die Überwindung von Diskriminierung, Ungerechtigkeiten und setzt sich für die Überwindung strukturell problematischer Gegebenheiten ein. Wir verschaffen den Belangen von Angehörigen Gehör und Gewicht, darunter auch denen von minderjährigen Kindern. Wir vertreten die Ansicht, dass Angehörige ein Recht auf eine eigene Position besitzen und dass ihre berechtigten Interessen bei politischen Entscheidungen zu berücksichtigen sind. Kernanliegen der politischen Arbeit ist es dementsprechend darauf hinzuarbeiten, dass die Belange und insbesondere auch die Grenzen von Angehörigen wahrgenommen und respektiert werden.
Wir unterstützen individuelles Engagement.
Der ApK unterstützt Angehörige, die unsere politischen Anliegen mit-vertreten möchten. Wir arbeiten darauf hin, noch politischer zu werden und diese Rolle umfassend auszufüllen. Außerdem ermutigen wir Angehörige dazu, sich über die Gremienarbeit hinaus bei Trägern, Institutionen, der breiten Öffentlichkeit und anderen relevanten Akteuren einzubringen. Wir sind der Überzeugung, dass solch individuelles Engagement die allgemeine Versorgungslage nachhaltig verbessern kann und freuen uns über neue Partner im Prozess.
- Vertretung in Gremien auf Landes-/Bezirksebene
Wird noch bearbeitet.
- ApK Berlin Schweigepflichtserklärung
Initiative zur Schweigepflichterklärung
Sollte es bei einer psychischen Krise zu einem Aufenthalt in einer Klinik kommen, so sind auch An-gehörigen vor Herausforderungen gestellt und fragen sich:
• Wie geht es der betroffenen Person in der Klinik?
• Wie lange dauert der Aufenthalt?
• Welche Art der Behandlung ist hilfreich?
• Wie soll es weitergehen?
• Was kann ich tun?
• Wer antwortet auf meine Fragen?
Behandelnde dürfen Angehörige aufgrund der Schweigepflicht keine Auskünfte geben.
Es kann vorkommen, dass die betroffene Person mit Formalien überfordert ist oder gar nicht möchte, dass jemand außerhalb der Behandlung/Betreuung Informationen erhält. Das ist ihr gutes Recht.
Angehörige erleben diese Situationen als doppelte Ausgrenzung: zum einen als Ausgrenzung durch die betroffene Person und zum anderen die institutionelle Ausgrenzung. Neben nicht beantworte-ten Fragen kann sich die Situation noch verschärfen, wenn die soziale Unterstützung der Angehöri-gen in Anspruch genommen wird, ohne dass mit ihnen kooperiert wird.
Mit unserer Initiative möchten wir auf das Dilemma aller Beteiligten hinweisen.Eine Schweigepflichterklärung kann Abhilfe schaffen. Mit dieser wird bestimmt, wer informiert werden soll (Eltern, Geschwister, Partner*innen, erwachsene Kinder, Freund*innen, etc.) und worüber und ob Behandelnde überhaupt über das Befinden der betroffenen Person berichten dürfen.
Schweigepflichterklärung in Kliniken
Einzelne Kliniken haben eigene Formulare zur Schweigepflichterklärung erarbeitet. Diese sind nach unserer Einschätzung häufig wenig differenziert. Sie bieten Patient*innen meistens lediglich die Möglichkeit, vollumfängliche Schweigepflichtentbindung zu gewähren. Aus guten Gründen wird eine pauschale Schweigepflichtentbindung oft nur ungerne gewährt.Mit der Initiative Schweigepflichterklärung sensibilisiert der ApK Berlin die verantwortlichen Mitar-beitenden, insbesondere in Kliniken, zum differenzierteren Umgang mit der Schweigepflichterklärung.
Mit einer Vorlage für eine Schweigepflichterklärung, die individuelle Entscheidungen zulässt, hat der ApK Berlin die Möglichkeit geschaffen, die Selbstbestimmung der Patient:innen zu stärken und die Kooperation mit Angehörigen zu erleichtern und zu verbessern.
Denn An-/Zugehörige sind eine große Ressource für jeden Menschen, auch dann, wenn die Beziehungen gerade weniger oder schlecht zu gelingen scheinen.Hierzu möchten wir mit Ihnen in´s Gespräch kommen!
Ihr ApK-Team- Offene Türen in der Psychiatrie – Selbstverständlich?!
Trotz aller Aufklärung und umfangreicher Informationen bestehen weiterhin Vorurteile gegenüber Menschen mit und in psychischen Ausnahmesituationen. Die Medienlandschaft verschärft mit ihrer unausgewogenen und oftmals stigmatisierenden Berichterstattung die Situation von durch psychische Krisen erschütterte Menschen und ihre Angehörigen.
Der Ruf (der Öffentlichkeit) nach geschlossener Unterbringung wird damit unverhältnismäßig laut, versäumt er doch die Reflektion über die damit verletzten Menschenrechte und das daraus resultierende menschliche Leid. Zudem lässt er die wissenschaftliche Evidenz unberücksichtigt: Denn es gibt eine Reihe von Kliniken in ganz Deutschland, die belegen, dass auf geschlossene Stationstüren komplett verzichtet werden kann – auch bei Unterbringung. Denn eine geöffnete Tür bedeutet nicht, dass Patienten die Station jederzeit eigenverantwortlich verlassen dürfen.
Ziele einer modernen Psychiatrie sind die Förderung der Selbstbestimmung und die Wahrung der Autonomie von Patient*innen sowie die Verhinderung von Zwang1.
Schließlich geht es bei der Unterstützung und Behandlung von Menschen in psychischen Ausnahmesituationen (auch) um das Verhältnis von Menschenwürde2, Autonomie und Fürsorge.
Um diesen Zielen und Ansprüchen gerecht zu werden sind entsprechende Konzepte3 notwendig. Und es braucht qualifiziertes Personal. Erfahrungen weisen darauf hin, dass allein die Aufmerksamkeit und das Bewusstsein geschulter Mitarbeitenden auf den Stationen die Atmosphäre positiv beeinflussen: Belastungen im Stationsalltag konnten reduziert werden, Abbau von Spannungen konnten auf beiden Seiten, sowohl bei Mitarbeitenden als auch bei Patient*innen, ermöglicht werden. Mit dem Konzept der „offenen Türen“ in der Akutpsychiatrie wird genau dieser partnerschaftliche und patientenorientierte Umgang gefördert.
Für die Mitarbeitenden verändert sich der Fokus vom Aspekt der Kontrolle hin zur Gestaltung von Beziehungen. Es entwickelt sich eine bessere Stationsatmosphäre, einhergehend mit einem höheren Sicherheitsgefühl. Und es entwickelt sich eine höhere Akzeptanz bei Patient*innen und Angehörigen4.
Die Psychiatrie holt sich damit das Vertrauen zurück, das die Grundlage einer Therapie sein soll.
1Dt. Institut für Menschenrechte_ https://www.institut-fuer-menschenrechte.de/fileadmin/Redaktion/Publika… abger, 25.07.24
2Die Menschenwürde begründet den Anspruch, nicht erniedrigt zu werden, somit die Selbstachtung bewahren zu können.
3Offener Dialog, Awareness, Recovery-Konzept, Empowerment, EX-In, Salutogenese, Bedürfnisangepasste Behandlung, Safewards-Modell u.w.
4<https://www.fh-diakonie.de/obj/Bilder_und_Dokumente/Fachtag_Insights/Ar…
Der ApK informiert Sie gerne über unsere politische Arbeit – nehmen Sie Kontakt zu uns auf und finden Sie heraus, wie Sie diese Arbeit persönlich unterstützen können. Wir freuen uns auf Sie.
Ihr Team vom ApK Berlin